Wenn von Klima und Museum die Rede ist, denkt man in erster Linie an die Klimakleber, die im Jahr 2022 die Museen regelmäßig in die Top-Schlagzeilen brachten. Über die  Konsterniertheit der Museumsmacher*innen und die Bezugslosigkeit als Kommunikationsinstrument dadaistischer Qualität hatten wir zuletzt hier geschrieben. Mittlerweile ist die Kleberwelle an den Museen abgeflaut, aber weder ist die Klimakrise entschärft, noch wären die Museen im letzten Vierteljahr über vereinzelte zögerliche Schritte hinausgekommen. Einen didaktisch engagierten Versuch, das Thema auf die inhaltliche Agenda zu setzen, finden wir aber jetzt im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main.

Wenn man an Kommunikationsmuseen – wie etwa jene in Berlin, Nürnberg, Bern oder eben Frankfurt denkt – so hat man die Geschichte und Entwicklung der Kommunikation und ihrer technischen Medien, von der Kutsche bis zum Mobiltelefon vor Augen. Kommunikationsmuseen können sich aber legitimerweise auch der Geschichte und Gegenwart der Kommunikationsinhalte widmen. Und die Auseinandersetzung über das Klima ist nun einmal gerade einer der dominanten Diskurse der Gegenwart überhaupt. Nicht zuletzt lässt sich daraus auch viel über Kommunikation im Allgemeinen lernen.

In der Ausstellung Klima_X begrüßen uns prominent platzierte „Klimatiere“, die uns unsere prototypische Reaktionen auf die Krise zeigen: Wir sehen das aufgescheuchte Huhn, die bockige Ziege, , den wütenden Gorilla, das geschockte Erdmännchen, die fleißigen Bienen, den ignoranten Strauß, und die langsame Schildkröte, die uns beispielsweise sagt:

„Ah, die Klimakrise. Mh, wir müssen etwas tun. Mh… mir fällt da etwas ein. Es ist nur klein, aber es macht einen Unterschied. Aber nichts Unüberlegtes tun. Also ich mache mich dann mal langsam auf den Weg, einen Schritt nach dem anderen.

 

 

Zwischen den hyperaktiven Bienen und den veränderungsresistenten Böcken geht man somit auch auf differenziert auf die Zwischentöne ein, in denen man sich durchaus wiederfinden kann. Es werde Kommunikationsstrategien der Vermeidung aufgezeigt, wie beispielsweise das Verweisen auf andere, das Argument der Wettbewerbsfähigkeit oder der Glaube an einen Fortschritt und einen “Brückentechnologismus“, mit dem man das Problem schon in Griff bekommen werde. Das fatalistische Argument, dass man ohnehin nichts ändern könne, wird mit dem Verweis um den Kampf um Frauenwahlrecht und weitgehendende Rauchverbote glaubwürdig konterkariert.

Neben einer recht braven – andere mögen sagen „kindgerechten“ – Ausstellungsästhetik setzt das Kommunikationsmuseum ganz stark auf die Live-Kommunikation von Mensch zu Mensch: Vertreter verschiedener Generationen und – vom Studierenden- bis ins Rentenalter bewegen sich durch die Ausstellung und versuchen mit den Besuchern aktiv und auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und den Diskurs vor Ort weiterzuspinnen. Auch wenn man hier eher zu den ohnehin Bekehrten spricht , erweist sich das Museum hier als wirkungsvoller Ort des fortgesetzten Dialogs.

Begleitet wird die Ausstellung noch von einer Online Präsenz, die aber etwas  enttäuschend ist. Erst nach drei Ebenen stößt man auf umfangreichere Inhalte, die recht linear präsentiert werden. Das Versprechen eines „Ausstellungslogbuchs“ kann – jedenfalls noch – nicht eingelöst werden.

Zurück zum Inhalt: Wie erfolgreich die kommunikativen Vermeidungsstrategien waren, zeigt der Rückblick auf die Geschichte der Klimadiskussion. Dass es hier ein objektives Problem gibt, ist seit 50 Jahren bekannt. Der vorläufig letzte Akt , die aktuellen Protestformen der Letzten Generation bleiben aber ausgeblendet. Dabei wäre die Ausstellung gerade dazu gemacht, diese radikale Form der Kommunikation im zivilen Ungehorsam zu thematisieren, ja sogar mit Vertretern der Letzten Generation als Museum aktiv in Kontakt zu treten. Soweit scheint sich das Museum, das von Post und Telekom getragen wird, nicht hinauslehnen zu wollen. Trotz alledem: Der Besuch und das persönliche Gespräch mit den Kommunikatoren lohnt sich.

noch bis zum 27. August 2027 im Kommunikationsmuseum Frankfurt/Main und anschließend auf Wanderschaft.