Gestern las ich einen Beitrag in der TN3 von Christoph Weck über die Forschung von Prof. Christoph Seckler zu Fehlerkultur und Fehlermanagement. Auch in Museen zieht sich eine mangelnde Fehlerkultur, wie ein roter Faden durch viele Bereiche. Das wurde in der Gesprächsreihe „Museum öffne Dich“ deutlich. Das Eingestehen von Fehlern wird von vielen als Eingestehen eines Scheiterns – im negativen Sinn – gesehen. Nicht selten geht es dabei auch um kleine oder größere Summen, die „in den Sand gesetzt werden“. Wie kann man darüber sprechen?
 
Es ist schade, dass sich die Forschung nur auf Unternehmen bezieht, und dass in solchen Beiträgen der Blick auf die großen Tech-Konzerne gerichtet wird, wenn es darum geht positive Beispiele aufzuzeigen. Dabei gibt es in der New Work Bewegung im deutschen Mittelstand herausragende Vorbilder. Daran konnte ich mich zumindest besser orientieren, wenn ich nach Wegen suchte, in meinen Führungspositionen eine Vertrauenskultur zu etablieren. Dabei habe ich gemerkt, dass der Grad des Vertrauens und die Ausprägung der Fehlertoleranz zusammenhängen.
 
Für Unternehmen liegt der Erfolg einer Fehlerkultur darin kollektive Lernprozesse anzustoßen, schnelleres Lernen und bessere Leistung zu ermöhlichen: Kurz um Profitsteigerung. In den Organisationen, für die ich tätig war, ging es um effiziente Mittelverwaltung, um die Dienstleistung für die Kommune oder um gesellschaftliche Wirkung. Mehrfach hatte ich in meinen Positionen die Möglichkeit einen Veränderungsprozess zu starten, mitunter wurde ich sogar explizit dafür eingestellt.

In der Kunst ist Scheitern ein produktiver Bestandteil des Prozesses, thematisiert wurde das in der großartigen Ausstellung „Besser scheitern“ in der Hamburger Kunsthalle. Mein Lieblingswerk war das Video von Francis Alÿs mit dem VW Käfer als zeitgenössischer Sisyphos, der vergeblich versucht einen Berg hinaufzufahren. Hierbei fallen zwei Dinge auf: auf inhaltlicher Ebene – also etwa als Ausstellungsthema – lässt sich über Fehler und Scheitern auf abstrakter Ebene trefflich debattieren. Geht es um eigene Fehler, die auch strukturell bedingt sind, fällt es viel schwerer. Dabei sind es ja oft auch diese Machtstrukturen, die definieren, was als „Fehler“ gilt.
 
Drüben bei Twitter habe ich nachgefragt, ob „Fuck-up-Nights“ in Museen bekannt sind vielleicht auch unter anderem Namen? Das ist eine mittlerweile weltweite Bewegung. Und es ist ein lustiger Zufall, dass dieses Format seinen Ursprung in Mexico hat, dort wo auch das Atelier von Francis Alÿs ist. Während sich seine Arbeit „Rehearsal I“ mit Entwicklungs-Hindernissen in Lateinamerika auseinandersetzt, könnte man sie übertragen auf Endlosschleifen in Organisationen, in denen oft Fehler wiederholt werden, auch wenn das niemand wirklich möchte.
 
Die Frage ist dann eher noch wie steht es um die Vertrauenskultur in Museen? Wie sind eure Erfahrungen? Können Fehler offen angesprochen werden? 

Hier noch das komplette Video. Macht Spass. Carramba!